Für die Gleitlagerkonstruktion ist die wichtigste Abmessung der Innendurchmesser im eingebauten Zustand. Das hängt damit zusammen, dass der Innendurchmesser im eingebauten Zustand das Wellenspiel und damit die Präzision des Lager-/Wellenverbunds beeinflusst. Wenn bei einem gegebenen Wellendurchmesser der Innendurchmesser im eingebauten Zustand zu groß ist, kann daraus ein zu großes Wellenspiel resultieren, das zu Fluchtungsfehlern, Taumel, übermäßigem Zahnradverschleiß in Zahnradgetrieben, Unfähigkeit, in geschmierten Anwendungen einen hydrodynamischen Film zu entwickeln etc. führen kann. Ist der Innendurchmesser im eingebauten Zustand zu klein, kann sich die Welle aufgrund von Reibungswärme, ungenügendem Schmiermittelfluss zum und/oder durch das Gleitlager etc. verklemmen.
Nachdem ein Gleitlager in die Gehäusebohrung eingepresst wurde, gibt es drei Faktoren, die den entstandenen Innendurchmesser im eingebauten Zustand beeinflussen: der Innendurchmesser der Gehäusebohrung sowie der Außendurchmesser und Innendurchmesser des Gleitlagers im freien Zustand. Wenn Sie die spezifischen Toleranzen der Gehäusebohrung und des Gleitlagers kennen, können Sie die mögliche Spanne des Innendurchmessers im eingebauten Zustand bestimmen:
Min Installed ID = Min Bearing ID – (Max Bearing OD – Min Housing Bore)
Mindestinnendurchmesser im eingebauten Zustand = Mindestinnendurchmesser Gleitlager – (Max. Außendurchmesser Gleitlager – Mindestdurchmesser Gehäusebohrung)
Max Installed ID = Max Bearing ID – (Min Bearing OD – Max Housing Bore)
Max. Innendurchmesser im eingebauten Zustand = Max. Innendurchmesser Gleitlager – (Mindestaußendurchmesser Gleitlager – max. Durchmesser Gehäusebohrung)
Die oben genannten Formeln werden bei Gleitlagern ohne Stoßfuge verwendet (wie z. B.: GGB faserverstärkte Verbundgleitlager GAR-FIL®, GAR-MAX®, HPF®, EP® Kunststoffreihe). Gleitlager mit Stoßfuge (wie GGB Metall-Polymer Gleitlagermaterialien DU®, DP4®, DX®, HI-EX®) werden auch „gerollte” Lager bzw. Buchsen genannt.
Der Innen- und Außendurchmesser eines gerollten Gleitlagers kann allerdings nicht präzise gemessen werden, da es nicht perfekt zylindrisch und die Stoßfuge im freien Zustand leicht geöffnet ist. Stattdessen wird der zunächst indirekt mittels Gut-/Ausschusslehrring gemäß ISO 3547 Teil 2, Prüfung B (oder alternativ der Messung in einem Prüfkörper gemäß ISO 3547 Teil 2, Prüfung A) der Außendurchmesser ermittelt und anschließend nach ISO 3547 Teil 2, alternativ zu Prüfung C die Wandstärke gemessen. Bei einem gerollten Lager können Sie den Innendurchmesserbereich im eingebauten Zustand anhand der spezifischen Gehäusebohrung und Wandstärke ermitteln:
Min Installed ID = Min Housing Bore – 2 x (Max Wall Thickness)
Mindestinnendurchmesser im eingebauten Zustand = Mindestdurchmesser Gehäusebohrung – 2 x (maximale Wandstärke)
Max Installed ID = Max Housing Bore – 2 x (Min Wall Thickness)
Max. Innendurchmesser im eingebauten Zustand = Max. Durchmesser Gehäusebohrung – 2 x (Mindestwandstärke)
Was bedeutet Innendurchmesser im freien Zustand?
Wie zuvor erwähnt kann der Innendurchmesser im freien Zustand nur bei Gleitlagern ohne Stoßfuge gemessen werden. Der Innendurchmesser im freien Zustand ist um so viel größer als der Innendurchmesser im eingebauten Zustand wie die Übermaßpassung zwischen dem Außendurchmesser des Gleitlagers im freien Zustand und der Gehäusebohrung.
Der Innendurchmesser im freien Zustand kann bei gerollten Lagern nicht definiert werden, weil das Gleitlager nicht perfekt zylindrisch und die Stoßfuge im freien Zustand leicht geöffnet ist. Die Durchmesser von gerollten Lagern sind in ISO 3547-2 spezifiziert. Die Norm wird im DU®/DU-B Handbuch von GGB erläutert.